Aufstand in New York

Quelle: Alliteratus (http://www.alliteratus.com/); Autor: Ruth van Nahl; 2007 brachte Ubisoft mit Assassin's Creed das erste PC- und Konsolenspiel der mittlerweile achtteiligen Reihe heraus, in der unterschiedliche Figuren der Jetztzeit (in den ersten vier Teilen z.B. Desmond Miles) mit Hilfe einer Maschine namens Animus die Erinnerungen ihrer genetischen Vorfahren durchleben lässt. Mit Aufstand in New York erscheint jetzt der erste Teil einer Trilogie, in der jugendliche Hauptpersonen den Animus benutzen. Als Leser lernt man zunächst den 15-jährigen Owen kennen, der als Einziger in seiner Familie an die Unschuld seines Vaters glaubt, der für einen Mord verurteilt wurde, den er nach Owens Meinung nicht begangen hat. Der Vater starb im Gefängnis, doch für Owen ist das Kapitel nicht abgeschlossen. Daher nimmt er Kontakt zu einem Mann namens Monroe auf, der in seinem alten Lieferwagen einen Animus hat und Schülern seinen Dienst anbietet. Die Enttäuschung ist groß: Die angebliche Mordnacht liegt zu nah in der Vergangenheit, Monroe kann Owen nicht zu diesem Zeitpunkt schicken und ihn die Erinnerung seines Vaters durchleben lassen. Als Entschädigung bietet Monroe Owen und seinem Kumpel Javier jedoch an, nach gemeinsamen Erinnerungen zu suchen - vielleicht haben sich ihre Vorfahren ja gekannt. Als Monroe feststellt, dass es sogar mehrere Überschneidungen gibt, wundern sich die Junge noch nicht. Auch nicht, als Monroe ihre Simulation plötzlich abrupt abbricht und am nächsten Tag verschwunden ist. Wenig später werden sie und eine Gruppe von weiteren Jugendlichen jedoch Teil eines Kampfes, der schon seit Jahrhunderten gefochten wird: Assassinen gegen Templer, der Hauptkonflikt, der auch in den Spielen thematisiert wird. Beide Gruppen wollen im Grunde das gleiche, haben jedoch unterschiedliche Vorgehensweisen, um ihr Ziel zu erreichen: Die Templer vertreten den Ansatz, dass die Mächtigen die Menschheit auf einen besseren Weg lenken müssen. Die Assassinen hingegen meinen, dass jedem Mitglieder einer Gesellschaft freier Wille und Mitsprachrecht eingeräumt werden soll. Beide Fraktionen versuchen, auf dem von ihnen favorisierten Weg die Welt zu verbessern. Owen, Javier und weitere Jugendlich haben laut der Analyse des Animus sowohl Templer als auch Assassinen als Vorfahren - manche sogar beides. Gemeinsam sollen sie nach einem Edensplitter, einem mächtigen Artefakt, suchen und es vor den Assassinen und den Templern finden. Ihre erste Station in der Vergangenheit ist New York, 1863 - mitten in einem der größten Aufstände in der Geschichte der Stadt. Als Leser verfolgt man die Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven und es ist interessant zu sehen, wie die Teenager immer wieder versuchen, die Gedanken und Handlungen ihrer Vorfahren zu beeinflussen, weil sie selbst anders entscheiden würden. Wollen sie sich jedoch zu stark durchsetzen, riskieren sie einen Abbruch der Simulation. So muss Grace beispielsweise die Nerven behalten, als sie erkennt, dass ihre Vorfahrin als schwarze Frau wenig Rechte hat und als Dienstbotin nicht immer gut behandelt wird. Ebenso muss Natalya miterleben, wie ihre Ahnin - zwar unsympathisch und arrogant - auf dem Heimweg überfallen wird. Für Owen ist es besonders schlimm: Sein Vorfahr ist ein Assassine - und sein bester Freund Javier ein Templer. Ich war zunächst skeptisch, ob Assassin's Creed als Vorlage für eine Buchreihe für ein jugendliches Publikum angemessen ist. Hauptaufgabe der Assassinen ist immerhin das lautlose und oftmals hinterhältige Töten von Personen, die dem Ziel der Assassinen bzw. ihrem Weg zu seiner Erfüllung, im Weg stehen. Obwohl Owen erst 15 Jahre alt ist und die Leser meistens jünger als die Hauptfiguren, empfehle ich den Roman eher für Leser ab 16 Jahren. Auch die Spiele sind - zurecht - ab diesem Alter freigegeben. Skeptisch war ich auch, weil ich zunächst befürchtet hatte, man habe im Zusammenhang mit dem zeitgleich erschienen Kinofilm noch schnell und auf Kosten der Qualität eine Buchreihe aus dem Boden gestampft, um auf den Erfolgszug aufspringen zu können. Aufstand in New York hat zwar hier und da ein paar kleine Schwächen, bietet aber actionreiche und spannenden Unterhaltung und zugleich die Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob man die Menschheit zu ihrem Glück zwingen kann, ob man selbst eher auf Seite der Templer oder der Assassinen stehen würde und ob es gerechtfertigt ist, für ein nobles Ziel unlautere Mittel einzusetzen. Alles in allem ein sehr gelungener Auftakt der Trilogie - ich hoffe, dass die weiteren Bände ebenso sein werden.