Erstickt an euren Lügen

Die Geschichte der Selbstbefreiung einer in jungen Jahren zwangsverheirateten türkischen Frau: Die Vergewaltigung durch den eigenen Bräutigam ist nur einer von unfassbaren Übergriffen (auch von 'Freunden', Arbeitgebern, Verwandten), die Inci Y., Jg. 1970, erleiden musste. Die Vergewaltigung durch den eigenen Bräutigam ist nur Beginn einer unfassbaren Serie von Übergriffen, von Brutalität, Demütigung, erzwungenem Sex (auch von "Freunden", Arbeitgebern, Verwandten), die Inci Y. (Jahrgang 1970) durchleiden musste. Ihre Geschichte erzählt von ihrer Selbstbefreiung, vorerst ohne ermutigende Perspektive. Jung zwangsverheiratet, einem Milieu ausgeliefert, in dem einzig Traditionen zählen, wie absurd und grausam auch immer. Hochgehalten nicht nur von Männern, sondern gerade auch von Frauen, von Großmüttern und Müttern, den "eigentlichen Wächtern und Verwaltern der Unterdrückung". Ein leises Unbehagen bleibt angesichts dieser bitteren Lebensgeschichte - steht sie für türkische Mentalität und "Parallelwelt"? Oder wird hier die spezifische Geschichte eines außergewöhnlich neurotischen Clans erzählt? Mit der neuen Integrationsdebatte erleben wir einen Veröffentlichungsboom türkischer Frauen mit sich steigernden Schockeffekten wie in den 1990er-Jahren zum Kindesmissbrauch. Beklemmend, erschütternd, aufwühlend. Hoffentlich mehr bewirkend als die Befriedigung von Sensationslust. (2)